Wiege des Wintersports

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12.10.23 | Winter

Wiege des Wintersports

Die Ferienregion Gstaad überzeugt mit ihrem facettenreichen Angebot – und ist ein Mekka für Spitzenathleten.Jede Tourismusregion ist für ihre ganz eigenen Besonderheiten bekannt. Neapel hat seine Spaghetti, Deutschland sein Bier – und was ist das Markenzeichen von Gstaad? Es sind unter anderem die zahlreichen Wintersporttalente, die wie Pilze aus dem Boden schiessen, gestern wie heute. Zugegebenermassen sind sie nicht zum Verzehr geeignet, aber eines steht ausser Frage: Die Qualität ist erstklassig.

Die Liste der Talente, die Bruno Kernen aufzählt, scheint endlos zu sein: Gusti Oehrli, das Ehepaar Patrick und Christine Staub-von Grünigen, Gabriela Zingre, Markus Herrmann, Martin Knöri, Karl Eggen, Rosemarie Reichenbach... Kernen hört einfach nicht auf. Der ehemalige alpine Weltcupfahrer erinnert sich an zahlreiche Vorbilder, Mitstreiter und herausragende Skifahrerinnen, die seinen Werdegang geprägt haben. Er hat so manche Anekdote über sie zu erzählen. Kernen selbst zählt zweifellos auch zu den Topathleten. In den 1980er-Jahren mischte er den internationalen Skizirkus auf und bezwang 1983 die gefürchtete Hahnenkammabfahrt in Kitzbühel – Gold für Schönried und somit Gold für die Ferienregion Gstaad. Denn genau hier hat er wie viele andere Skistars seine ersten Schwünge gemacht, die ersten Tore gefahren und mit unermüdlichem Ehrgeiz auf den vielen Pistenkilometern trainiert. «Damals drehte sich meine Welt ausschliesslich ums Skifahren. Während meine Altersgenossen sich für Mädchen und Autos interessierten, war ich ganz anders. Ich war geradezu besessen vom Skifahren. Was nicht heisst, dass mich Autos und Mädchen nicht auch ein bisschen interessiert haben…», erinnert sich Bruno Kernen und lacht. Die Ferienregion Gstaad bot ihm das perfekte Spielfeld:

Horneggli, Rinderberg, Parwengen, damals beim Hugeli auf dem Rellerli... «Die Bergbahnen liessen uns immer früher auf die Piste, und wenn die Einheimischen und Gäste auf den Berg kamen, um Ski zu fahren, waren wir bereits fertig, erschöpft und zufrieden nach zahllosen gefahrenen Toren.» Die herausragenden Trainingsbedingungen verbreiteten sich wie ein Lauffeuer – plötzlich waren er und seine Saaner Skikollegen nicht mehr allein.«Franz Julen reiste mit seinem Bruder Max an, einem unserer Mitstreiter, der in Sarajevo Riesenslalom- Olympiasieger wurde. Denn sie hörten von den grossartigen Schneebedingungen in unserer Region. Diese waren besser als in Zermatt», erzählt Kernen stolz.

Dieses Gefühl des Stolzes teilt auch sein Sportkollege Mike von Grünigen. «Die Vielfalt unseres Pistenangebots ist enorm und heute wie damals ein grosser Pluspunkt für Sportlerinnen und Sportler. Und das Beste ist, es liegt heute wie damals direkt vor unserer Haustür», sagt von Grünigen. Er folgte eine Generation nach Bruno Kernen und setzte den Konkurrenten im Weltcup kräftig zu. 1989 holte er sich die ersten Weltcuppunkte und war danach nicht mehr zu stoppen. Auf Mikes Konto gehen 23 Siege, er war zweimal Weltmeister im Riesenslalom und ist bis heute der vierterfolgreichste Athlet in dieser Disziplin, nach Ingemar Stenmark (Schweden), Marcel Hirscher (Österreich) und Ted Ligety (USA). Damit ist er ein Exportschlager der Ferienregion Gstaad – und er ist überzeugt, dass diese Region nicht unschuldig an seinem Erfolg ist. Ob von Schönried über Saanenmöser bis nach St. Stephan und Zweisimmen, vom Eggli bis zur Videmanette oder bis auf den Glacier 3000: Die Skiregion mit ihren verschiedenen und zahlreichen Pisten bot dem ehemaligen Skistar eine der vielfältigsten Trainingsmöglichkeiten.

Ein weiterer wichtiger Grund, warum Mike von Grünigen immer auf der Überholspur war, sind die zahlreichen Sportangebote und Skiclubs. «Das Gesamtangebot stimmt. Heute haben wir immer noch acht Skiclubs, die alle den Nachwuchs fördern. Die Motivation, die nächste Generation im Skifahren zu schulen, ist spürbar hoch», sagt er. Es bereitet ihm Freude zu sehen, dass das Vereinsleben nach wie vor so aktiv ist. Er selbst trägt ebenfalls seinen Teil dazu bei, indem er die JO des Skiclubs Schönried trainiert und sein Wissen über die Skitechnik weitergibt.

Und jemand hat besonders aufmerksam zugehört: sein Sohn Noel von Grünigen. Der 28-jährige Skirennfahrer fährt wie sein Vater bei den weltbesten Athleten mit. Seine Spezialitäten sind Riesenslalom- und Slalomwettbewerbe. Seine ersten Schwünge machte er auf den Pisten der Ferienregion Gstaad – eine Region, die ihm besonders am Herzen liegt. «Es ist meine Heimat, in die ich immer wieder gerne nach Rennen oder Trainings im In- und Ausland zurückkehre. Die Landschaft ist idyllisch, die Atmosphäre friedlich und die Region strahlt einen unwiderstehlichen Charme aus», schwärmt das B-Kadermitglied. Ursprünglich hatte er nie vor, im Weltcup wie sein Vater mitzufahren. Es war vielmehr das Umfeld, das ihn dazu ermutigte, motivierte und inspirierte. «Es herrscht immer eine familiäre Atmosphäre und ermutigt dazu, höhere Ziele anzustreben.» Um diese Ziele zu erreichen, verbrachte er viele Stunden auf der Piste, sei es auf dem Wasserngrat oder an den Hublen in Saanen – beides sind anerkannte FIS-Strecken. Orte, die von internationalen Grössen aufgesucht werden, um zu trainieren, wie Petra Vlhová im Winter 2023. «Es handelt sich um äusserst anspruchsvolle Pisten, die eine ausgezeichnete Grundlage für internationale Erfolge schaffen», sagt Noel von Grünigen.

Ein sportliches Umfeld

Die umfassende Infrastruktur mit modernen Liften und Pisten für alle Schwierigkeitsgrade, kombiniert mit dem aktiven Vereinsleben und dem Berner Oberländischen Skiverband (BOSV), bietet bereits ein umfassendes Paket zur Ausbildung von Spitzenathleten. Doch es wird noch besser durch die Unterstützung der Schulen, wie das Beispiel von Lara Marti zeigt. Sie absolviert bei Gstaad Saanenland Tourismus die Sportlerlehre. Dies bedeutet, dass sie die kaufmännische Ausbildung auf vier, anstatt drei Jahre verteilt absolvieren kann und dies bei einem Arbeitspensum von 80 Prozent. Seit dem Sommer 2022 ist GST bei Swiss Olympic anerkannt als leistungssportfreundlicher Lehrbetrieb und unterstützt junge Leistungssportler in der Ausbildung. Zur Schule geht sie in der Wirtschaftsschule Thun, die einen Standort im Ebnit hat, und kann so Beruf und Leistungssport erfolgreich unter einen Hut bringen. Auch das Gymnasium Interlaken, Abteilung Gstaad, bietet Nachwuchssportlerinnen und -sportlern diese Möglichkeit. «Ich fühle mich enorm unterstützt, weshalb ich Beruf und Sport problemlos vereinen kann», erzählt Lara Marti. Genau wie Bruno Kernen, Mike und Noel von Grünigen ist auch sie begeistert von den Schneesportangeboten der Ferienregion Gstaad. Doch ihre Vorlieben sind ganz anders: Als Biathletin legt sie Kilometer um Kilometer auf den hiesigen Loipen zurück. Hat sie einen Favoriten? Sie atmet tief aus. «Das ist eine schwierige Entscheidung», sagt sie lächelnd. Von Schönried bis nach Saanenmöser sei das Gelände wunderbar hügelig und technisch anspruchsvoll. Auf dem Sparenmoos finde sie eine Vielfalt an Routen und Strecken vor, die ihr für ihr Training alles bieten, was sie braucht. «Die Höhenunterschiede der einzelnen Loipen in der gesamten Region ermöglichen es uns Athleten aus dem Saanenland, uns auf internationale Wettbewerbe in jeder Hinsicht vorzubereiten.» Auch im Turbach auf der Trainingsstrecke der einheimischen ehemaligen Weltcuplangläuferin Nathalie von Siebenthal können Langläufer versuchen, die Zeit der Athletin zu unterbieten.

Es muss nicht immer Leistungssport sein

Das Fazit ist klar: Die Ferienregion Gstaad bietet eine vielfältige Schneesportinfrastruktur auf Weltniveau. Und das Beste daran: Es ist nicht nur für die Besten unter uns etwas dabei. Mehrere Skigebiete verfügen über Anfängerpisten, Lernparks, blaue und rote Abfahrten, sanfte Hänge und zahlreiche kulinarische Möglichkeiten. Seien es die vielen Restaurants, Après-Ski-Hütten oder Berggasthäuser. Was tun unsere ehemaligen und aktiven Athleten zur Entspannung? Bruno Kernen schwört auf Skitouren und versichert: «Es ist pure Erholung!» Sein Geheimtipp: «Besuchen Sie unsere Region im Frühling. Sie werden erstaunt sein über die erstklassigen Bedingungen auf den Pisten.» Noel von Grünigen verbringt seine freien Tage gerne auf dem Eggli und der Videmanette. «Es ist ein wunderbares Gebiet, das Skifahrern, die zum ersten Mal auf den Berg kommen, immer wieder Überraschungen bietet. Die Weite und Vielfalt werden viele verblüffen.» Für einen genussvollen und erholsamen Langlauftag wählt die Biathletin die entgegengesetzte Richtung: Lauenen. «Die Loipe ist abseits des Trubels und des Lärms. Nach einem Schneefall verwandelt sich Lauenen in ein Winterwunderland. Die verschneite Landschaft überzeugt auf ganzer Linie», schwärmt Lara Marti. Mike von Grünigen mag es etwas actionreicher: «Wenn ich nicht auf meiner Piste, dem MVG-Run am Horneggli, anzutreffen bin, fahre ich zum Glacier 3000, um auf der neuen schwarzen Piste, der Black Wall, zu fahren.» Generell geniesst er es, wenn er Pulverschnee vorfindet. «Wie bereits gesagt: In der Ferienregion Gstaad findet jeder etwas, denn für jeden Schwierigkeitsgrad gibt es ein Angebot», erklärt von Grünigen.

DAS SCHNEESPORTANGEBOT DER FERIENREGION GSTAAD IN ZAHLEN

  • 41 Berg- und Sesselbahnen
  • 200 Pistenkilometer
  • 5 Lernparks und ein Snowpark
  • 180 Loipenkilometer
  • 30 Kilometer für Schlittenabfahrten
  • 70 Kilometer für Schneeschuhwanderungen
  • Bergrestaurants, Offcut Food Truck, Après-Ski und zahlreiche weitere kulinarische Angebote neben der Piste
  • Ab kommendem Winter wird es an der Skipiste am Rinderberg ein XXL Fondue Caquelon geben